Geschichte der Kirche

 

Die Karmeliter-Kirche (Eglise des Carmes) ist nach dem gleichen Grundriss gebaut wie die Kirchen Saint Vincent und Saint Michel: ein zentrales, lichtdurchflutetes Mittelschiff, seitliche, nicht miteinander verbundene Kapellen, alles ist auf den Chorraum ausgerichtet.

 

Die Kirche im mediterranen Stil der Gotik gebaut, ist der schönste Überrest eines ehemaligen Karmeliterklosters. Nach seiner Auflösung während der Französischen Revolution (die Kirche diente als Scheune) wird das Gebäude in der Mitte des 19. Jahrhunderts zurückgekauft. Dann werden die Karmeliter erneut vertrieben, was der Grund der missbräuchlichen Verwendung ist: zwei Kapellen hielten für den Handel her.

 

Die Jahrhunderte haben ihre Spuren hinterlassen:

Bei den der Renovierung vorangehenden wissenschaftlichen Untersuchungen fand man Elemente, die auf die Zeit vor der Feuerbrunst 1355 zurückgehen: zwei Sockel von Säulen (Ende des 12. und Anfang des 14. Jahrhunderts) sind in der ersten Kapelle links zu sehen.

 

Spuren des ehemaligen Klosters sind auch vorhanden, heute der Bischofssitz, wovon ein Teil der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. Eine der beiden Renaissance-Türen führt zu einer Wendeltreppe aus Stein und zum Wohnbereich des Bischofs.

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Im großen Eingangsbereich steht eine Christusfigur, die das Gericht dort deponiert hat. Weiter unten zeigt ein erst kürzlich restauriertes Bild den Heiligen Vincent in der seinem Verlies. Daneben gibt es Täfelungen aus dem 17. Jahrhundert, die wahrscheinlich als Altaraufsatz dienten. Eine große Eingangstür zeigt das Wappen der Karmeliter aus dem 17. Jahrhundert. Die Tür ist aus neuerer Zeit und führt auf die Straße (rue de la Liberté).

 

Im Hof können wir Bögen des Klosters aus dem 17. Jahrhundert sehen. Vom Kloster aus dem 14. Jahrhundert ist praktisch nichts mehr vorhanden. Wir haben eine schöne Sicht auf die Reste des befestigten Kirchturms; er wurde 1792 abgetragen.

 

Endlich haben die Untersuchungen erlaubt, unter das Dachgebälk zu schauen. Dort hat man einen originalen Dachstuhl aus dem 14. Jahrhundert und bemalte Täfelungen entdeckt. Das Restaurierungsprojekt sieht vor, das jüngere Gewölbe oberhalb der Tribüne abzutragen, um versteckte Schätze sichtbar werden zu lassen.

Da gibt es Spuren von Malereien aus dem 15. Jahrhundert und Fresken aus dem 19. Jahrhundert.

 

Grabdenkmäler bedeutender Familien aus Carcassonne sind abgetragen und teilweise an das Augustiner-Museum in Toulouse verkauft worden.

SONY DSCDie Wandmalereien des 19. Jahrhunderts sind das Werk eines Schülers von Viollet le Duc Marius Engalhière. Eine davon stellt die weinende Jungfrau Maria mit einem wunderschönen Gesichtsausdruck dar. Diese Malereien spiegeln das geistige Leben der Karmeliter und ihrer Heiligen wider. Ebenso die Skulpturen aus bemaltem Stein: der Heilige Johannes vom Kreuz (Saint Jean de la Croix) und die Heilige Therese (Sainte Thérèse d’Avila).

Das 20. Jahrhundert hat uns das Kirchenfenster im Chorraum hinterlassen: Elija (Elia) mit seinem Feuerwagen (Werk des Künstlers Gérard Million). Diese Ereignis des Elias auf dem Berg Karmel wird von den Karmelitern als Ausgangspunkt ihres spirituellen Lebens betrachtet.

Die Kapelle zum Heiligen Sakrament ist die ehemalige Kapelle des Skapuliers (Überwurf über Brust und Rücken). Die Skapuliere sind eine fromme, dem Karmeliterorden zugeordnete Laienbruderschaft. Das erste Gewölbe ist aus Ziegeln angefertigt, das zweite ist teilweise mit Kalk bedeckt. Auf Grund von Wasserschäden sind Fresken aus dem 15. und 16. Jahrhundert sichtbar und verdienen sicher eine gute Restaurierung.